Kardinal Christoph Schönborn, Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz, kündigte am 22 März 2019 die Entscheidung der österreichischen Bischöfe an, sich innerhalb von fünf Jahren von allen Unternehmen zu trennen, die fossile Brennstoffe (Kohle, Öl und Gas) fördern oder produzieren. Diese Entscheidung umfasst alle finanziellen Investitionen der Bischofskonferenz, aller österreichischen Diözesen und aller Institutionen in ihrem Bereich. Österreich ist die dritte Bischofskonferenz nach Belgien und Irland, die ihre Veräußerungsentscheidung öffentlich bekannt geben.
Eine Reihe von Schritten zuvor hatte diese Entscheidung ermöglicht. Zunächst beschlossen die Bischöfe nach Laudato Si 'in 2015, diözesane Klimastrategien auszuarbeiten. Zweitens hat die Bischofskonferenz im Herbst 2017 die ethischen Anlagerichtlinien „Finanzanlagen als Kooperation“ (FINANKO) verabschiedet, die bereits durch das Verbot von Kohle und Fracking streng waren. Diese Richtlinien werden nun angepasst, indem auch Öl und Gas ausgeschlossen werden.
Auch für diese Schritte waren viele Zwischenschritte notwendig: So haben die Umweltbeauftragten der Diözese unablässig die kirchlichen Entscheidungsträger für unser gemeinsames Zuhause sensibilisiert. Einige Finanzexperten haben hart gearbeitet, um ihre Kollegen in den Diözesen von der wirtschaftlichen Dimension unserer Verantwortung zu überzeugen. Und schließlich haben wir als KOO die internationale Dimension in die Diskussion eingebracht. Die Entscheidung ist das Ergebnis einer echten interdisziplinären Teamarbeit und Zusammenarbeit sowie einer guten Erfahrung bei der Bewältigung der nächsten Herausforderungen.
Heute haben 1032-Institute weltweit Veräußerungsversprechen unterzeichnet - 28-Prozent sind glaubensbasierte Organisationen. Mit der Unterzeichnung der Veräußerungsverpflichtung der Global Catholic Climate Movement (GCCM) schließt sich die österreichische Bischofskonferenz der globalen Veräußerungsbewegung von über tausend Institutionen an. Dies ist ein prophetischer Schritt, der folglich der unbestreitbaren Wahrheit folgt, dass die Verbrennung aller bekannten fossilen Brennstoffreserven zu undenkbaren Katastrophen führen wird.
Wir können die Folgen des massiven Ressourcenbedarfs beobachten, der täglich ökologische und soziale Krisen in den Lebensbedingungen der Menschen in unseren Partnerländern auslöst - nicht nur im globalen Süden. Es ist nicht hinnehmbar, dass Menschen auf anderen Kontinenten oder die gesamte Schöpfung den Preis für unseren exzessiven Lebensstil zahlen. Wir als Christen und unsere Institutionen haben die Verantwortung, für die Schöpfung zu sorgen und auf globale Gerechtigkeit hinzuarbeiten. Wir gehören zu diesem Teil der Weltbevölkerung, der den größten Teil der Treibhausgasemissionen verursacht, und daher müssen wir natürlich die Hauptursache bekämpfen - die Verwendung fossiler Brennstoffe.
Dieser wichtige Schritt zeigt die kohärenten Bemühungen der österreichischen Bischöfe, die Anforderungen des Pariser Klimaschutzabkommens zu erfüllen. Die angekündigte Neuausrichtung der Finanzinvestitionen folgt dem bereits in 2015 beschlossenen Klimaschutz in den Bereichen Energie und Beschaffung. All diese Schritte befähigen uns und die Umweltdelegierten der österreichischen Diözesen, die sich an der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen beteiligen.
Abschließend möchte ich die Worte des für internationale kirchliche Angelegenheiten zuständigen Bischofs Werner Freistetter hervorheben, der die Ankündigung der Bischofskonferenz auf folgende Weise begrüßt: „Aus Sicht der integralen Ökologie kann die Logik des Profits nicht länger die sein einziger Maßstab für die wirtschaftliche Tätigkeit unter Missachtung moralischer Verpflichtungen. Mit der Einführung ethischer Anlagerichtlinien in 2017 hat die katholische Kirche in Österreich bereits einen wichtigen Schritt unternommen, um die finanziellen Investitionen katholischer Institutionen auf die Sorge um unser gemeinsames Zuhause abzustimmen. Unsere jüngste Entscheidung folgt konsequent diesem Weg. Finanzinvestitionen katholischer Institutionen werden die Klimakrise nicht mehr befeuern, sondern zum Erhalt der Schöpfung beitragen. Wir fordern andere Institutionen auf, sich der Desinvestitionsbewegung mit ihren Versprechen anzuschließen, um unser gemeinsames Zuhause für gegenwärtige und zukünftige Generationen zu erhalten. “
Anja Appel ist Politikwissenschaftlerin und seit einem Jahr Direktorin des Koordinationsbüros der Österreichischen Bischofskonferenz (KOO) eine Abteilung der Österreichischen Bischofskonferenz, zuständig für Entwicklung und Missionsarbeit. (www.koo.at) KOO ist Mitglied von CIDSE - Internationale Zusammenarbeit für Entwicklung und Solidarität und von GCCM. Vorher arbeitete sie als Generalsekretärin der Katholische Frauenbewegung. Sie finden sie auf Twitter @anjaappel_koo