Ein Schritt voraus bei der Ausrichtung auf den systemischen Wandel – CIDSE

Einen Schritt voraus bei der Ausrichtung auf den systemischen Wandel

In diesem Artikel erläutert Stefan Siebenhaar, Befestigungsaktion Leitender Berater der Geschäftsführung, beschreibt den systemischen Wandel der Organisation anlässlich der Veröffentlichung ihres neuesten Nachhaltigkeitsberichts.

Die Nachhaltigkeitsreise von Fastenaktion
Fastenaktion engagiert sich langfristig für Nachhaltigkeit in ihren Programmen im globalen Süden sowie in ihren Arbeitsprogrammen in der Schweiz. So war Fastenaktion Anfang der 70er Jahre Gründungsmitglied der wichtigsten Fairtrade-Organisationen der Schweiz. 1989 haben wir unsere erste Sensibilisierungskampagne zum Klimawandel durchgeführt. Aufbauend auf unserer politischen und bewusstseinsbildenden Arbeit haben wir begonnen, unsere Verantwortung in unserem unmittelbaren Einflussbereich wahrzunehmen. Daher haben wir unsere eigenen Aktivitäten im Lichte der Nachhaltigkeit reflektiert. Die Meilensteine ​​der Nachhaltigkeitsreise von Fastenaktion sind:

  • Unsere Nachhaltigkeitsberichte nach der GRI-Standards, erschienen 2008, 2010, 2011/12 und 2013/14.
  • Konzept, wie wir Nachhaltigkeit verstehen und angehen (2011). Als wir es dieses Jahr überprüft haben, waren wir erstaunt, dass es immer noch sehr aktuell ist und kaum einer Aktualisierung bedarf.
  • Unsere Leitlinien zur nachhaltigen Beschaffung stammen aus dem Jahr 2017 und werden derzeit überarbeitet.

Fastenaktion stellt das Gemeinwohl in den Mittelpunkt
Fastenaktion legt großen Wert auf das Thema Nachhaltigkeit. In den letzten Jahren haben wir uns intensiv mit der Art des notwendigen Wandels auseinandergesetzt und weitere Prinzipien hinzugefügt, wie eine gerechte Gesellschaft, die die Grenzen unseres Planeten respektiert, Systemwandel und die Notwendigkeit einer Wirtschaft, die zum Gemeinwohl beiträgt. Basierend auf unserem Konzept und diesen Grundsätzen haben wir 2019 einen neuen Anlauf für zukünftige Nachhaltigkeitsberichte gewagt. Besonders der Gemeinwohlansatz der Ökonomie (www.ecogood.org) hat unsere Aufmerksamkeit erregt. Deshalb haben wir uns für die Gemeinwohl-Matrix als Bewertungsrahmen entschieden und anhand der Gemeinwohl-Bilanz detailliert analysiert:

  • Die Gemeinwohlmatrix ist ein ganzheitlicher Ansatz. Ziel ist es, Organisationen dabei zu unterstützen, Teil des Wandels zu werden.
  • Menschenwürde, Gerechtigkeit, Umwelt und Transparenz sind die Kriterien. Diese werden verwendet, um die Aktivitäten der Organisation zu reflektieren.
  • Mit Hilfe einer Gemeinwohlmatrix misst man die Auswirkungen auf die Stakeholder und die Umwelt.
  • Bei der Gemeinwohl-Matrix betrachten wir auch die positiven Wirkungen. Wir konzentrieren uns nicht nur auf den sozialen und ökologischen Schaden, um ihn zu reduzieren. Die Auswirkungen auf das Gemeinwohl sind über die gesamte Tätigkeit hinweg ausgewogen.

Der Nachhaltigkeitsbericht als Lernprozess
Wir haben diese Bewertung in einer Peer-Gruppe von NGOs durchgeführt. Wir waren gespannt auf den Austausch mit anderen Schweizer Organisationen wie Greenpeace. Unsere Diskussionen über unsere Arbeit waren sehr lebhaft. Wie schafft es Greenpeace, Soziokratie in die Strukturen einer Stiftung zu implementieren? Wer kann als Vorbild für die zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit dienen? Wir schätzten dieses Lernen über Organisationsgrenzen hinweg und alle profitierten von den Best Practices der anderen.
Innerhalb der Fastenaktion hat der Arbeitskreis die Bilanz ausführlich mit der Belegschaft und dem Management diskutiert. Grund für die Kontroverse waren die für die Fastenaktion als NGO nicht angemessenen betriebswirtschaftlichen Konzepte: Unsere Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen kann nicht als Kunden- oder Lieferantenbeziehung analysiert werden. Das Bemühen um eine faire Partnerschaft, die Nähe zu den Begünstigten und das gemeinsame Lernen mit Partnern prägen unsere Arbeit.
Nach dieser Reflexion haben wir den Bericht grundlegend überarbeitet und beschlossen, die wichtigsten Ergebnisse in unserer eigenen Logik darzustellen. Mit etwas Verspätung haben wir im Februar 2022 unseren Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht.

Was haben wir gelernt?
Die Ergebnisse können dem Bericht entnommen werden, der in verfügbar ist Deutsch und Französisch. Als Organisation haben wir viel gelernt, insbesondere:

Kooperation steht im Mittelpunkt der Fastenaktion
Wir haben unser Stakeholder-Modell reflektiert. Dabei finden wir das Zusammenarbeit mit anderen Organisationen der Zivilgesellschaft ist das Herzstück von Fastenaktion. Deshalb haben wir für die Darstellung unseres Stakeholder-Modells das Bild der DNA gewählt. Fastenaktion vernetzt sich vielfältig mit Organisationen und Gruppen in der Schweiz und in unseren Programmländern.


Ohne systemischen Wandel geht es nicht
Eine Welt der Gerechtigkeit ist ohne Systemwandel nicht möglich. Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber die Schlussfolgerung, dass wir in erster Linie darüber nachdenken sollten, inwieweit Fastenaktion in der Lage ist, systemische Wirkungen zu heben. Realistischerweise sind nur Anfänge und erste Anzeichen von systemischen Wirkungen sichtbar. Um systemische Wirkungen zu erzielen, sind die Reflexion über die Ursachen von Unrecht bis hin zu konkreten anwaltschaftlichen Kooperationen innerhalb der Zivilgesellschaft sowie Vernetzung und Bewegungsaufbau unabdingbar.

Was sind realistische Umweltziele?
Unsere Umweltauswirkungen sind insgesamt positiv: Nicht nur dank unserer Bemühungen um nachhaltigen Konsum und Bürogebäude, sondern vor allem durch unser Eintreten für Klimagerechtigkeit und unsere Projekte zur nachhaltigen Nahrungsmittel- und Energieproduktion in der Gemeinschaft, einschließlich unseres Gold-Standard-Klimaprojekts für verbesserte Kochherde in Kenia.
Negative Auswirkungen kommen insbesondere von internationalen Reisen. Während der Covid-Lockdowns haben wir mehr über die Möglichkeiten des Online-Austauschs erfahren. Dies wird unsere Bemühungen verstärken, Reisen auf ein operatives Minimum zu reduzieren. Aber auch in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit gibt es Grenzen, so dass Reisen in unserer Arbeitsweise weiterhin unverzichtbar sind. Nutzen und Schaden müssen sorgfältig abgewogen werden.

Nächste Verbesserungsschritte
Das überarbeitete Leitlinien für nachhaltige Beschaffung wurden gerade genehmigt. Wir werden diese bald mit unseren Lieferanten teilen. Dies wird uns helfen, den Dialog mit unseren Lieferanten zum Thema Nachhaltigkeit weiter auszubauen.

Wir planen, eine Reihe von zu erstellen Nachhaltigkeitsindikatoren. Damit wollen wir unseren Beitrag zum Gemeinwohl jährlich überprüfen. Schon jetzt ist klar, dass CO2 -Emissionen ein wichtiger Korbindikator sein. Es bündelt unsere wichtigsten negativen Umweltauswirkungen durch Reisen, Drucken und Gebäudeheizung.

Um bei diesen Herausforderungen gut voranzukommen, zählen wir auf die Austausch- innerhalb von CIDSE und anderen Netzwerken. Unsere Strategie ist klar und der Weg zum Systemwechsel und echter Nachhaltigkeit hat einen Sprung nach vorne gemacht. Jetzt geht es um die praktischen, konkreten Alltagsthemen, aber auch um die kniffligen Fragen wie Reisen, wo uns der Erfahrungsaustausch mit anderen hilft. Wieder zeigt sich: das ziel und der weg sind wichtig – und vor allem die begleiter.


© Befestigungsaktion

Seit 2019 Stefan Siebenhaar wirkt an der strategischen und organisatorischen Weiterentwicklung der Fastenaktion mit. Er ist Mitglied der Sustainability Working Group, die den Nachhaltigkeitsbericht erstellt hat. Vor seiner Tätigkeit bei Fastenaktion war er als Leiter eines Integrationsprojekts für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen sowie als Kommunikations- und Kampagnenexperte tätig. Stefan studierte Theologie mit der Promotion in Wirtschafts- und Umweltwissenschaften.

Befestigungsaktion ist die Schweizer Mitgliedsorganisation von CIDSE.

Titelbild: © Fastenaktion

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