Israel: Der Druck auf die Zivilgesellschaft wächst – CIDSE

Israel: Der Druck auf die Zivilgesellschaft wächst 

Titelbild: Aachener Friedenspreis

Hinweis: Der folgende Text ist eine autorisierte englische Übersetzung der von Misereor veröffentlichten Pressemitteilung mit dem Titel „Israel: Druck auf Zivilgesellschaft wächst“ am 31st August 2023.  
Misereor ist die deutsche Mitgliedsorganisation von CIDSE.  

Aachen (31. August 2023). In Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten (OPT) wird der Spielraum für zivilgesellschaftliches Engagement immer enger. Darauf macht Misereor anlässlich der Verleihung des Aachener Friedenspreises an diesem Freitag an seine israelische Partnerorganisation „Human Rights Defenders Fund“ (HRDF) aufmerksam. Die katholische Entwicklungszusammenarbeit fordert die Bundesregierung auf, sich dafür einzusetzen, dass Menschenrechtsorganisationen im Nahen Osten weiterhin in einem sicheren Umfeld ihrer Arbeit nachgehen können und ihre Aktivitäten nicht durch restriktive Gesetze lahmgelegt werden. 

Der HRDF wird in Aachen für seinen unermüdlichen Einsatz für Menschenrechte, Demokratie und eine friedliche und gerechte Lösung des palästinensisch-israelischen Konflikts geehrt. Die 2011 gegründete Organisation unterstützt Menschenrechtsverteidiger und Menschenrechtsorganisationen sowohl in Israel als auch in den besetzten palästinensischen Gebieten, die wegen ihrer Arbeit eingeschüchtert, bedroht oder verhaftet werden. „Wer sich für die Wahrung der Menschenrechte einsetzt, der gewaltlos demonstriert, muss damit rechnen, in Israel und auf dem palästinensischen Gebiet willkürlich verhaftet zu werden“, sagt Pirmin Spiegel, Geschäftsführer von Misereor. „Systematische Schikanen und Repressionen gegen Menschen, die eine kritische Haltung zur Politik der israelischen Regierung in den besetzten Gebieten einnehmen, kommen immer wieder vor.“ 

Gemeinnützigkeitsstatus steht auf dem Spiel 

Mit Mitteln von Misereor unterstützt der HRDF Menschenrechtsverteidiger*innen dabei, trotz vieler rechtlicher und persönlicher Risiken ihre Arbeit fortzusetzen und sich gegen Strafverfolgung, auch vor Gericht, zu wehren. Der Misereor-Partner setzt sich außerdem dafür ein, dass Menschenrechtsorganisationen weiterhin ungehinderte finanzielle Unterstützung auch aus dem Ausland erhalten können. Kürzlich kündigte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu an, gegen Organisationen vorgehen zu wollen, „die unter dem Deckmantel humanitärer Arbeit terroristische oder andere feindselige Aktivitäten fördern“. Nach Einschätzung von Misereor könnte diese Ankündigung weitreichende negative Folgen sowohl für palästinensische als auch für israelische Organisationen haben, deren Fokus auf Menschenrechtsverletzungen in den besetzten Gebieten liegt. Darüber hinaus sieht der aktuelle Koalitionsvertrag der israelischen Regierung vor, dass eine gemeinnützige Organisation, die sich „in die inneren Angelegenheiten des Staates Israel einmischt“ und Gelder von einer „ausländischen staatlichen Einrichtung“ erhält, nicht mehr als gemeinnützig gilt und eine Gebühr zahlen muss 65 Prozent Steuer auf seine ausländischen Staatsbeiträge. 

Friedens- und Versöhnungsarbeit in Gefahr 

Nach der international heftig kritisierten Einstufung von sechs palästinensischen Nichtregierungsorganisationen als „Terrororganisationen“ durch die israelische Regierung im Oktober 2021 geht Misereor davon aus, dass dies ein weiterer Schritt wäre, der die Menschenrechtsarbeit im israelisch-palästinensischen Konflikt gefährden würde. Sollte der genannte Gesetzentwurf vom Parlament verabschiedet werden, „würde dies die Friedens- und Versöhnungsarbeit, den Einsatz für Minderheitenrechte sowie die Antidiskriminierungs- und Antibesatzungsarbeit der israelischen und palästinensischen Zivilgesellschaft behindern“, warnt der Spiegel. „Ich fordere daher die Bundesregierung auf, sich für eine unabhängige Zivilgesellschaft und die Achtung der Menschenrechte und des Völkerrechts einzusetzen und einer weiteren Schwächung der israelischen und palästinensischen Zivilgesellschaft entgegenzutreten.“ 

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