GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG ZUR SOFORTIGEN VERÖFFENTLICHUNG
Brüssel, 12. September 2024
Heute haben CIDSE, das Centre for Agroecology, Water and Resilience (CAWR, Coventry University), die Alliance for Food Sovereignty in Africa (AFSA), das Symposium of Episcopal Conferences in Africa and Madagascar (SECAM), das Pastoralists Indigenous Non-Governmental Organisation's Forum (PINGOs Forum), der Pastoral Women's Council (PWC) und andere ihren gemeinsamen Policy Brief veröffentlicht:Schutz der Menschenrechte indigener Völker und lokaler Gemeinschaften, um den Verlust der Artenvielfalt aufzuhalten„Diese bedeutende Veröffentlichung betont die dringende Notwendigkeit, die Menschenrechte in globalen Projekten und Strategien zum Erhalt der biologischen Vielfalt zu respektieren und zu schützen.
Ein gemeinsamer Aufruf zu einem neuen Naturschutzparadigma
Angesichts der sich verschärfenden Biodiversitätskrise und der weltweit zunehmenden Artensterberate fordert dieser Policy Brief eine radikale Änderung der Naturschutzansätze. Die Autoren argumentieren, dass aktuelle Naturschutzmodelle, die oft auf ausgrenzendem „Festungsschutz“ basieren, nicht nur ineffektiv, sondern auch schädlich sind und zur Vertreibung indigener Völker und lokaler Gemeinschaften von ihrem Land unter dem Vorwand des Umweltschutzes führen. Die EU wird im Rahmen ihrer Bemühungen zur Umsetzung des Montreal-Kunming-Abkommen 30 Prozent des Planeten bis 2030 zu schützen. Die Autoren betonen, dass die Finanzierung der Biodiversität die Gefahr birgt, dass die von indigenen Völkern und lokalen Gemeinschaften verwalteten Gebiete stärker unter Druck geraten, was zu mehr Menschenrechtsverletzungen und Vertreibungen führen kann.
Einheitliche Empfehlungen für einen auf Rechten basierenden Naturschutz
Naturschutzmodelle müssen die Rechte der indigenen Völker und lokalen Gemeinschaften respektieren und schützen, die 80 Prozent der verbleibenden Artenvielfalt der Welt verwalten. Dennoch sind diese Gemeinschaften zunehmenden Bedrohungen durch globale Umweltpolitiken und -projekte ausgesetzt, darunter auch solche, die von der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten finanziert werden. Obwohl die EU kürzlich einen neuen Landschaftsschutzansatz verfolgt hat, müssen konkrete Maßnahmen ergriffen werden, um sicherzustellen, dass Naturschutzbemühungen nicht gegen die Rechte der Menschen verstoßen. Zu den wichtigsten Empfehlungen des Policy Briefs gehören:
- Beendigung ausgrenzender Naturschutzmodelle: Das Policy Brief fordert die Abkehr von „Festungsnaturschutz“-Ansätzen zugunsten von Co-Management-Modellen, die indigene Völker und lokale Gemeinschaften befähigen, die Artenvielfalt in Partnerschaft mit globalen Akteuren zu schützen. Dies bedeutet, jede Art von Vertreibung zu vermeiden, Naturschutzansätze zu fördern, die Mensch und Natur integrieren, und sicherzustellen, dass die Finanzierung der Biodiversität von lokalen Gemeinschaften verwaltet und überwacht wird.
- Sicherung der Landrechte: Der Schutz des Menschenrechts auf Land der indigenen Völker und lokalen Gemeinschaften ist von größter Bedeutung. Der Policy Brief plädiert für die rechtliche Anerkennung und den Schutz des Menschenrechts auf Land als grundlegendes Element eines wirksamen Schutzes der Biodiversität, im Lichte der UN-Erklärungen über die Rechte der indigenen Völker (UNDRIP) und der Rechte der Bauern und anderen im ländlichen Raum tätigen Menschen (UNDROP).
- Gewährleistung einer freien, vorherigen und informierten Zustimmung (FPIC): Alle Biodiversitätsprojekte, insbesondere die von der EU finanzierten, müssen den FPIC der indigenen Gemeinschaften im Einklang mit internationalen Menschenrechtsstandards sicherstellen. Eine sinnvolle und aktive Beteiligung der lokalen Gemeinschaften sollte ebenfalls sichergestellt werden.
- Neuausrichtung der Biodiversitätsfinanzierung: Das Policy Brief fordert, die Finanzierung der Biodiversität umzulenken und nachhaltige Praktiken wie Agrarökologie und Weidewirtschaft zu unterstützen, die die Artenvielfalt fördern und gleichzeitig die Rechte und Lebensgrundlagen der indigenen Völker und der lokalen Gemeinschaften schützen. Die Weidewirtschaft ist ein tragfähiges System zur Lebensgrundlage und Landbewirtschaftung, das jedoch nicht ausreichend unterstützt wird.
Veranstaltungshighlights und Beiträge
Die Auftaktveranstaltung fand in Wien im Rahmen des Tropentag-Konferenz, enthielt eindringliche Zeugenaussagen von indigenen Führern und Vertretern von Partnerorganisationen. Ein Massai-Menschenrechtsanwalt aus Tansania, dessen Gemeinschaft direkt von ausgrenzenden Naturschutzpraktiken betroffen ist, beschrieb die Situation bewegend: „Für uns sind Ihre Naturschutzgebiete ein Kriegsgebiet"
In den Podiumsdiskussionen wurde der Schnittpunkt zwischen Biodiversität, Menschenrechten und nachhaltiger Entwicklung untersucht und die Notwendigkeit eines kollektiven, auf Rechten basierenden Ansatzes für den Naturschutz unterstrichen.
Ein einheitlicher Aufruf zum Handeln
Dieses gemeinsame Policy Brief stellt einen gemeinsamen Aufruf von CIDSE und seinen Partnern zu einem neuen Ansatz für globale Naturschutzbemühungen dar. Indem wir die Rechte der indigenen Völker in den Mittelpunkt des Artenschutzes stellen, können wir eine nachhaltige Zukunft schaffen, die sowohl Menschen als auch Natur respektiert.
FÜR WEITERE INFORMATIONEN:
Bitte kontaktieren Sie:
Jose Emmanuel Yap, Beauftragter für Ernährungs- und Landpolitik, CIDSE
Telefon: +32 (0)2 233 37 53 – E-Mail: yap(at)cidse.org
Kontakte für Partnerorganisationen:
- Zentrum für Agrarökologie, Wasser und Resilienz (CAWR), Coventry University:
Dr. Priscilla Claeys, Außerordentliche Professorin – E-Mail: ac4203(at)coventry.ac.uk - Allianz für Ernährungssouveränität in Afrika (AFSA):
Kirubel Teshome, Kommunikationsbeauftragter – E-Mail: kirubel.tadele(at)afsafrica.org
Über die Organisationen:
- CIDSE ist eine internationale Familie katholischer Sozialorganisationen, die sich gemeinsam für globale Gerechtigkeit einsetzen.
- Zentrum für Agrarökologie, Wasser und Resilienz (CAWR) ist die Coventry University ein Forschungszentrum, das sich der Entwicklung widerstandsfähiger Nahrungsmittel- und Wassersysteme durch Agrarökologie widmet.
- Allianz für Ernährungssouveränität in Afrika (AFSA) ist ein panafrikanisches Netzwerk zivilgesellschaftlicher Organisationen, die sich für Ernährungssouveränität und Agrarökologie in Afrika einsetzen.
Zusätzliche Information:
- Pressemitteilung des Symposiums der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SECAM), 17. September 2024 (EN - FR)
- Eine Vision der Massai zum Naturschutz, Die Maasai International Solidarity Alliance (MISA), Juli 2024. Zusammenfassung.
Titelbild: Auftaktveranstaltung im Rahmen der Tropentag-Konferenz, Wien, 11. September 2024. Credit: Stefanie Lemke, BOKU.