Policy Brief, September 2024
NEU: Der Policy Brief wurde am 30. Oktober auf einer Nebenevent organisiert während der COP16 zur Biodiversität in Cali, Kolumbien.
Autoren:
– Carsten Bockemühl, Senior Advocacy Advisor (Afrika), Misereor
– Priscilla Claeys, Zentrum für Agrarökologie, Wasser und Resilienz (CAWR), Coventry University
– Sekretariat der Allianz für Ernährungssouveränität in Afrika (AFSA)
– Karin Ulmer, Beraterin
Die Rolle indigener Völker und lokaler Gemeinschaften bei der Erhaltung der Biodiversität
Indigene Völker und lokale Gemeinschaften spielen eine unersetzliche Rolle bei der Erhaltung und Wiederherstellung der Artenvielfalt. Ihre einzigartigen Wissenssysteme, Überzeugungen und traditionellen Praktiken – darunter die nachhaltige Nutzung von Land, Rotationsweidewirtschaft und eine tiefe spirituelle Verbindung zur Natur – tragen seit langem zur Gesundheit der Ökosysteme bei. Diese Praktiken sind für die Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts von entscheidender Bedeutung. Indigene Völker bewahren im Durchschnitt 80 Prozent der Artenvielfalt auf unserem Planeten.
Die Gefahr des „Green Grabbing“
Eine erhebliche Bedrohung für das Recht indigener und lokaler Gemeinschaften auf Land und Biodiversität ist das sogenannte „Green Grabbing“, ein Phänomen, bei dem Land unter dem Deckmantel des Umweltschutzes oder der Abschwächung bzw. Anpassung an den Klimawandel enteignet wird. Dazu gehören unter anderem Landenteignungen zur Bindung von Biokohlenstoff, Projekte für erneuerbare Energien und Ökotourismus. Besorgniserregend ist, dass sich mehr als die Hälfte der für die grüne Wende entscheidenden Mineralien und Metalle, wie Lithium und Kobalt, auf dem Land indigener und lokaler Gemeinschaften befinden. Solche Aktivitäten führen oft zur Vertreibung lokaler Gemeinschaften und zur Zerstörung genau der Ökosysteme, die sie eigentlich schützen wollen.
Um den Verlust der Artenvielfalt aufzuhalten, ist es entscheidend, die Landrechte indigener Völker und lokaler Gemeinschaften zu respektieren. Dazu gehört auch, ihnen die Kontrolle über Entscheidungen zu geben, die ihr Land und ihren Lebensunterhalt betreffen.
Darüber hinaus ist das wachsende Interesse an Ausgleichs-, Gutschrifts- und ähnlichen Handelssystemen für die Artenvielfalt besorgniserregend. Diese Mechanismen zielen zwar darauf ab, den Schutz der Artenvielfalt zu finanzieren, basieren jedoch auf fehlerhaften Kohlenstoffmärkten und veralteten Naturschutzansätzen. Anstatt schädliche Subventionen aus Industrien wie der fossilen Brennstoffindustrie und der industriellen Landwirtschaft umzulenken, machen diese Systeme die Natur zur Ware, was zu Landraub und Greenwashing führt. Für einen echten Schutz der Artenvielfalt ist dies keine praktikable Lösung.
Empfehlungen für die EU und ihre Mitgliedstaaten
Das Dokument schließt mit Empfehlungen an die EU und ihre Mitgliedsstaaten, um sicherzustellen, dass sie die Menschenrechte der indigenen Völker und lokalen Gemeinschaften schützen und ihnen ermöglichen, die biologische Vielfalt weiterhin zu bewahren.
Dieses Policy Brief wird von folgenden Organisationen unterstützt:
Kontakte:
– Emmanuel Yap, Lebensmittel- und Landbeauftragter, CIDSE (cidse(at)cidse.org)
– Priscilla Claeys, Außerordentliche Professorin, CAWR (ac4203(at)coventry.ac.uk)
– Kirubel Teshome, Kommunikationsbeauftragter, AFSA (kirubel.tadele(at)afsafrica.org)
Zusätzliche Lektüre:
- "EU sollte sicherstellen, dass bei der Finanzierung des Artenschutzes die Rechte indigener Völker geachtet werden“, Gemeinsame Pressemitteilung, 12. September 2024
- Eine Vision der Massai zum Naturschutz, Die Maasai International Solidarity Alliance (MISA), Juli 2024. Zusammenfassung
Titelbild: Treffen der Massai-Gemeinde im Norden Tansanias zur Lösung des Landkonflikts.
Bildnachweis: Ujamaa Community Resource Team (UCRT)